Zum Zug gekommen

Zum Zug gekommen

Zum Zug gekommen

Sonderausstellung im Herzogskasten eröffnet.


Abensberg ist zum Zug gekommen – und zwar vor 150 Jahren, als die Eisenbahnstrecke der Unteren Donautalbahn zwischen Ingolstadt und Abensberg eröffnet wurde. Die Geschichte, Vorgeschichte und die Auswirkungen der Eisenbahn bis heute werden in der neuen Sonderausstellung „Zum Zug gekommen. 150 Jahre Eisenbahn in Abensberg“ im Stadtmuseum Abensberg im Herzogskasten beleuchtet. Nach der Eröffnung am 19. September im Herzogskasten kam Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreither im Rahmen des Staatsempfangs in Abensberg auch in den Herzogskasten, um die Sonderschau zu besichtigen. Sie ist bis zum 1. Juni 2025 zu sehen; geöffnet ist dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr.

Am 1. Juni 1874 war Abensberg in Feierlaune! Zum ersten Mal schnaufte eine Eisenbahn am neu gebauten Abensberger Bahnhof. Die Schuljugend, ihre Lehrer, die Geistlichkeit, der Stadtmagistrat und viele Ehrengäste zogen vom Stadtplatz die neue Bahnhofstraße hinauf, um diese Sensation zu feiern. In nur wenigen Jahren zuvor war die Strecke der sogenannten Unteren Donautalbahn von Ingolstadt nach Regensburg geplant und umgesetzt worden. Das Stadtmuseum Abensberg zeigt von 20. September 2024 bis 1. Juni 2025 eine Sonderausstellung, die Planung und Umsetzung des Eisenbahnbaus ebenso beleuchtet wie die vielfältigen Auswirkungen des infrastrukturellen Wandels auf die Region und ihre Menschen.

Abensberg kam zum Zug
1874 – das bayerische Bahnfieber war ausgebrochen und viele Städte und Gemeinden erkannten die Vorteile eines Bahnanschlusses – nicht alle Bemühungen waren erfolgreich. Neben Abensberg forderte auch Kelheim bei der Streckenführung bedacht zu werden. Die Planungen, einen Tunnel an der Weltenburger Enge zu bauen, waren sogar weit fortgeschritten. In zahlreichen Bittgesuchen und Eingaben vertrat der Abensberger Stadtmagistrat aber selbstbewusst die eigene Position: Die Streckenführung über Abensberg sei günstiger, schneller und wirtschaftlich effizienter. Ihre Argumente überzeugten die königlich-bayerische Eisenbahnpolitik und ihre Entscheider: Abensberg kam, im wahrsten Sinne des Wortes, zum Zug.

Osterrieder hielt Kindheitserinnerungen fest
„Es machte einen großen Eindruck auf uns Kinder, als am 1. Juni 1874 bei Eröffnung der Donautalbahn die erste Eisenbahn in Abensberg eintraf. Ganz scheu wichen wir vor diesem gewaltigen Ungetüm zurück, das schnaufend, pustend und rauchend daherstürmt. Bald ahmten wir Buben beim Laufen die Eisenbahn nach, indem wir mit unserem Arm die Kurbel imitierten, zuerst langsam gingen und dann allmählich in das Renntempo übersetzten.“ – So hielt es der Abensberger Heimatschriftsteller Franz Xaver Osterrieder in seinen Erinnerungen fest. Die Begeisterung über die moderne Technik war aber auch von großer Skepsis uns Sorge begleitet. Die Angst vor dem schnaubenden Ungeheuer war präsent, die Sorge vor schnellem wirtschaftlichen und sozialen Wandel war groß.

Die Schiene veränderte die Region
Die Ausstellung im Stadtmuseum Abensberg im Herzogskasten entknotet nicht nur die dichte Ereigniskette im Vorfeld des Bahnbaus, sondern rückt die kulturgeschichtlichen Fragen der Zeit in den Mittelpunkt. Der Anschluss an das Schienennetz veränderte die Region nachhaltig – wirtschaftlich, kulturell und sozial. Er setzte einen Strukturwandel in Gang, der alle Lebensbereiche der Menschen betraf und bis heute wirkt.

Viele Modelle, Informationen, Nachbauten und echtes Reisefeeling
Was hatte also die Eisenbahn mit der Gründung einer evangelischen Gemeinde in Abensberg zu tun? Warum brachte sie Münchner Bier in die Wirtshäuser und wie reagierten regionale Handwerksbetriebe auf den größeren Konkurrenzdruck in den Großstädten? Was hat es mit einer der ersten E-Strecken Deutschlands in Offenstetten auf sich und warum kamen im Sommer 1903 mehrere tausend Soldaten in die Region, um eine provisorische Feldbahn zu bauen? - Diese und viele weitere Fragen werden auf der „Rundfahrt“ durch die regionale Eisenbahngeschichte beantwortet. Besucherinnen und Besucher können neben Objekten aus der Sammlung des Stadtmuseums, zahlreichen Zugmodelle, einen Nachbau des Abensberger Bahnhofs sowie der Eisenbahnbrücke über die Abens bestaunen. Die Ausstellung trägt erstmals großflächig Dokumente und Fotografien aus überregionalen Sammlungen und Archiven zum Thema zusammen. Für das echte Reisefeeling kann man es sich auf historischen und modernen Zugsitzen bequem machen und immerhin virtuell auf den Schienen der Unteren Donautalbahn gleiten.
 

Zu den Fotos: Das Aufmacherfoto oben zeigt die Ankunft von Bahnreisenden in Abensberg, u.a. Hopfenzupfer, um 1910, Foto: Horst Dill/Stadtmuseum Abensberg. In der Galerie der "Omschberger Fahrschein" zur Ausstellung. Foto: Ingo Knott. Dann der Abensberger Bahnhof, 1904, Foto: Stadtmuseum Abensberg. Dann Museumsleiterin Dr. des. Beatrice Wichmann bei der Ausstellungsvorbereitung. Foto: Ingo Knott. Dann der Rundgang durch die Ausstellung am Sonntag, 22. September, mit (v li.) Ministerialrat Stefan Schell, Bärbel Fuchs, Geschäftsführerin der Bayerischen Eisenbahngesellschaft, 1. Bürgermeister Dr. Bernhard Resch, Verkehrsminister Christian Bernreiter, Museumsleiterin Dr. des. Beatrice Wichmann, Dr. Melissa Goossens, persönliche Referentin des Ministers und Landrat Martin Neumeyer. Foto: Ingo Knott. Dann ein Blick in die Ausstellung - eine entspannte "Zugfahrt" ist möglich! Foto: Ingo Knott. Danach zwei Bilder der Ausstellung. Fotos: Beatrice Wichmann. Zum Abschluss ein Foto zur Zukunft des Bahnhofs Abensberg. Foto: Ingo Knott.

 



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Veröffentlicht von Ingo Knott , 24.09.2024
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