Alarmierendes Signal für den Standort

Alarmierendes Signal für den Standort

Alarmierendes Signal für den Standort

IHK: Ausland profitiert von geringeren Energiekosten.


Die Energiekrise trifft die Wirtschaft in ihrer vollen Breite. Besonders macht die aktuelle Lage den Industriebetrieben zu schaffen – nicht zuletzt, da diese in einem harten, internationalen Wettbewerb stehen. Die Konkurrenz im Ausland profitiert dabei oftmals von deutlich niedrigeren Energiekosten als hierzulande. Bei den Mitgliedern des Ausschusses Industrie, Umwelt, Energie und Technologie der IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim stößt die zögerliche Haltung der Politik bei der Bewältigung der Krise auf massives Unverständnis. Die Unternehmerinnen und Unternehmer hatten daher in ihrer Herbstsitzung im Besucherzentrum „The Impulse“ der Siemens AG in Amberg eine klare Botschaft: Um die aktuelle Energiekrise und zukünftige Herausforderungen zu bewältigen, müssen die politischen Entscheider jetzt schnell und entschlossen handeln. Denn es drohen erhebliche Wohlstandsverluste.

„Die exportstarke Industrie ist der Kern vieler Wertschöpfungsketten und war immer das Zugpferd bei Investitionen und Wachstum“, betonte Ausschussvorsitzender Stephan K. Fischer. Ohne eine stabile industrielle Basis würden auch die Geschäfte für unternehmensnahe Dienstleister schwieriger. „Zudem profitieren von der Industrie viele andere Branchen wie der Handel oder das übrige Dienstleistungsgewerbe durch entsprechende Beschäftigungs- und Kaufkrafteffekte. Eine De-Industrialisierung aufgrund nicht wettbewerbsfähiger Energiekosten hätte mit Blick auf Wohlstand und Arbeitsplätze gravierende Konsequenzen für den Standort Deutschland und unsere Region.“ Die Tragweite der Krise und der Ernst der Lage müsse den politischen Entscheidern endlich in vollem Umfang klar werden. Jede Verzögerung könne für einen Standort wie den Wirtschaftsraum Oberpfalz-Kelheim, der immerhin die höchste Industriedichte in Bayern aufweist, schwere Folgen haben.

Energiepreise auf historisch hohem Niveau
Darauf deuten auch die Daten hin, so IHK-Abteilungsleiter Thomas Genosko. In einer aktuellen Umfrage zur Energiepolitik der bayerischen Industrie- und Handelskammern gehen rund zwei Drittel der befragten Industrieunternehmen davon aus, wegen der hohen Energiekosten am Standort Deutschland nicht mehr wettbewerbsfähig handeln zu können. „Das ist ein alarmierendes Signal“, bekräftigte Ausschussvorsitzender Fischer. Die Unternehmen bewerteten die angekündigten Preis- und Strombremsen zwar grundsätzlich positiv, diese seien aber noch immer nicht beschlossen. Entscheidungen dazu hätten schon viel früher getroffen werden müssen, so der Konsens. Darüber hinaus fordert die IHK, dass alle Optionen, insbesondere bei den Kraftwerkskapazitäten, bis zum Ende der Energiekrise genutzt werden, um die Versorgungssicherheit mit Strom zu gewährleisten.
Jürgen Kraxenberger, regionaler Vertriebsleiter der E.ON Energie Deutschland GmbH, berichtete über die Entwicklungen auf dem Strom- und Gasmarkt. Für beide Energieträger seien die Preise seit Beginn des Ukraine-Kriegs stark angestiegen. Die Preisspirale habe ihren Höhepunkt Ende August erreicht. Mittlerweile seien die Preise zwar wieder etwas gesunken, lägen aber immer noch auf einem historisch hohen Niveau. Hinsichtlich der Preisperspektiven sagte Kraxenberger: „Entscheidend werden der Temperaturverlauf im Winter und die Einsparungen sein.“ Ein langer, kalter Winter könne gegebenenfalls zu einer Gasmangellage führen. Gaseinsparungen hätten hingegen in der Tendenz einen positiven Effekt auf die Versorgungslage und somit auch auf die Preise.

Turbo bei Erneuerbaren Energien
Auch die mittel- bis langfristigen Herausforderungen in der Energieversorgung wurden thematisiert. Um Abhängigkeiten von fossilen Energieträgern sowie Kosten zu reduzieren und dem Klimaschutz Rechnung zu tragen, setzen immer mehr Unternehmen auf erneuerbare Energiequellen. Dazu muss aber der Ausbau der Erneuerbaren Energien beschleunigt werden. Dr. Andreas Kießling, Bereichsleiter Vorstandsbüro und Politik bei der Bayernwerk AG, betonte, dass zum Gelingen der Energiewende auch der Ausbau der Verteilnetze von zentraler Bedeutung sei. „Wer die Erneuerbaren entfesseln will, muss gleichzeitig die Netze entfesseln.“ Außerdem brauche es eine vielfältige Verantwortungsgemeinschaft aus Politik, Bürgern, Kommunen, Energiewirtschaft, Anlagenbetreibern und Wirtschaft, um diese Mammutaufgabe zu meistern – alleine seien diese Themen nicht zu lösen.

Schneckentempo bremst Wettbewerbsfähigkeit
Viele Industrieunternehmen investieren ihrerseits bereits in Energieeffizienz und „grüne“ Energie und beziehen Strom aus regenerativen Quellen. Allerdings würden Genehmigungsverfahren – auch in nachhaltige Investitionen – viel zu lange dauern. Hier müssen die Bundes- und Landespolitik zum einen klare Vorgaben geben, zum anderen müsse aber auch die Kommunalpolitik ihren Beitrag leisten, um Genehmigungsverfahren zu beschleunigen. „Wenn wir in diesem Schneckentempo weitermachen, wird es schwierig sein, unsere Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten“, so Ausschussvorsitzender Fischer. Grundsätzlich seien die Unternehmen gut aufgestellt, „aber sie benötigen auch die richtigen Rahmenbedingungen, um nach der Krise wieder voll durchstarten zu können“.


Zum Foto: Die Mitglieder des IHK-Ausschusses Industrie, Umwelt, Energie und Technologie konnten im Vorzeige-Werk der „Digitalen Fabrik“ der Siemens AG in Amberg vor Ort erleben, wie der Einsatz von Zukunftstechnologien die Produktivität deutlich steigern können. (Foto: IHK / Magdalena Lerchl)

 

INFORMATION: Die IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim
In der IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim sind rund 90.000 Unternehmen aus der Oberpfalz und dem Landkreis Kelheim organisiert. Sie profitieren vom Service der IHK, wenn es um standortrelevante Themen, Fachkräftesicherung und Außenwirtschaft geht. Rund 400 Unternehmerinnen und Unternehmer engagieren sich ehrenamtlich in den regionalen IHK-Gremien und Fachausschüssen. Hier erarbeiten die IHK-Mitglieder die Standpunkte der regionalen Wirtschaft – kommunal, auf Landesebene und über die IHK-Organisation bundes- und europaweit.

Die Geschäftsstelle der IHK Regensburg im Landkreis Kelheim befindet sich am Stadtplatz in Abensberg.

 



Veröffentlicht von Ingo Knott , 27.10.2022
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