IHK-Experte: „Abensberg ist sehr gut aufgestellt“
IHK-Experte: „Abensberg ist sehr gut aufgestellt“
Wie bleibt eine Innenstadt lebendig? Die IHK Regensburg für Oberpfalz und Landkreis Kelheim hat einen Leitfaden für kommunale Stadt- und Einzelhandelsentwicklung entwickelt. Maßgeblich beteiligt an der Entwicklung dieses Leitfadens war Wolfgang Holzapfel, bekannter Unternehmer aus und in Abensberg. Er ist Vorsitzender des Handelsausschusses der IHK und sagt: „Um als Wohn- und Arbeitsstandort langfristig attraktiv zu bleiben, brauchen die Zentren neben Dienstleistungen und Gastronomie vor allem auch den Einzelhandel.“ Denn der Einzelhandel sei ein wesentlicher Faktor für die Stadtentwicklung - und damit auch kommunale Aufgabe. Über seine Heimatstadt Abensberg sagt Holzapfel: „Wir sind insgesamt sehr gut aufgestellt!“
Der Stadtentwicklungs-Check wird von Manuel Lorenz, Leiter der IHK-Geschäftsstelle im Landkreis Kelheim, demnächst auch beim Marketingverein in Abensberg vorgestellt. Lorenz ist Abensberger, die Geschäftsstelle der IHK für den Landkreis Kelheim befindet sich am Stadtplatz Abensberg. Auch Lorenz bestätigt das gute Abschneiden. (Mehr zum Stadtentwicklungscheck hier.)
Der so genannte Stadtentwicklungs-Check listet zwölf Basismaßnahmen auf. Darunter befinden sich Themen wie Standortmarketing, eine Gesamtdigitalisierungsstrategie der Kommune, die Unterstützung von und die Abstimmung mit Unternehmen, Fragen zur innerstädtischen Aufenthaltsqualität, Multifunktionalität im Zentrum und aktives Leerstandsmanagement der Kommune.
Check wird deutschlandweit abgerufen
Die IHK Regensburg hat mit dem Check wohl ins Schwarze getroffen: „Wir haben Anfragen aus ganz Deutschland“, freut sich Holzapfel. Der Grund ist offenbar: „Wenn sich die Politik mit dem Thema Innenstadt befasst, zieht sie oft nur ein Thema heraus – einen Radlweg zum Beispiel. Das Ganze wird selten betrachtet.“ Anders in Abensberg – 1. Bürgermeister Dr. Uwe Brandl sieht die Gründe für das gute Abschneiden zunächst in den „bestehenden, laufenden Kontakten zu unterschiedlichsten Akteuren.“ Dass sich die Stadt um „ihre“ Unternehmen bemüht, zeigt die seit Jahren positive Entwicklung der Gewerbesteuer.
Ganzheitliche Aufgabe
Brandl: „Wir verstehen Standortmanagement ganzheitlich und als Aufgabe aller Abteilungen. So ist es uns bisher gut gelungen, Dauerbrachen zu vermeiden und die Stadt lebendig zu halten.“ Derzeit befasst sich die Verwaltung mit der Ansiedlung eines großen Dienstleisters in Gaden, mit dem Aufbau eines lokalen Strom- und Energiemarktes und mit dem weiteren Ausbau der Breitbandversorgung sowie dem Ausbau des Mobilfunks. Brandl: „Auch für die Umwandlung des insolventen Buchenrieder-Areals laufen Überlegungen. Und im Bereich des Studienstandortes bemühen wir uns um weitere zusätzliche, berufsbegleitende Studiengänge.“
Gegner von Sperrungen
All dies trage dazu bei, dass Abensberg als Stadt insgesamt lebendig und attraktiv bleibe – und auch Besucher anziehe. Und weiter: „Wir kennen sämtliche Leerstände und schaffen es seit Jahren, im Schnitt zwei Immobilien in der Altstadt jährlich einer Sanierung und Neunutzung zuzuführen.“ Ergebnis ist eben auch eine schöne Innenstadt.
Trotzdem sollte die noch genauer betrachtet werden: Holzapfel wünscht sich mehr Innenstadt-Monitoring, also die laufende Überprüfung des Angebots-/ Nutzungsmix‘, regelmäßige Befragungen zur Besucherzufriedenheit und -Besucherfrequenzmessungen. Brandl sagt, das sei kein Problem: „Wenn wir das Monitoring speziell für die Stadtmitte ausbauen und formalisieren sollten, können wir das gerne tun.“ Darüber hinaus regt Holzapfel mehr Stellplätze in fußläufiger Zentrumsentfernung an. Brandl: „Gerne! Aber wer sagt mir, wo der Platz dafür ist?“ Große, gänzlich neue Lösungen wie ein weiteres Parkhaus seien sehr teuer. Das Thema ist beileibe nicht neu; seit Anfang März ist in diesem Zusammenhang ein teilautonom fahrender Shuttlebus unterwegs. Schon seit Jahren ist der gesamte Altstadtbereich barrierefrei für Fußgänger und Radfahrer; es gibt die Stadtradl und Elektroladestationen. Experten rechnen damit, dass Mobilität in Städten künftig mit on demand-Lösungen verknüpft werden muss.
Einer Sperrung von Stadtzentren erteilt Holzapfel an dieser Stelle übrigens eine klare Absage: „Ich bin ein Gegner von Komplettschließungen, das löst kein Problem: Dann ist die Innenstadt tot.“
Basis- und Etablierungsmaßnahmen
Neben den zwölf Basis-Maßnahmen beinhaltet der Stadtentwicklungs-Check der IHK noch acht „Etablierungsmaßnahmen“ – dazu gehört eine frühzeitiges und mit allen Akteuren abgestimmtes Baustellenmanagement, Eventkonzepte, ein regionales Gutscheinsystem, Fördermittel und mehr. Unterm Strich haben Brandl und Holzapfel für Abensberg eine „Vorbildliche Stadtentwicklung“ errechnet. Trotzdem gilt, so Dr. Brandl: „Kaufen Sie vor Ort ein. Das hilft allen, auch der Umwelt.“
Den Stadtentwicklungs-Check finden Interessierte auf der Homepage der IHK Regensburg für Oberpfalz und Kelheim.
Der für die Stadt Abensberg ausgefüllte Check ist in der Galerie zu sehen.
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Veröffentlicht von Ingo Knott , 10.03.2020