Flutmulde soll vor Überschwemmungen schützen
Flutmulde soll vor Überschwemmungen schützen
Überflutete Straßen, überlastetes Kanalsystem, vollgelaufene Keller: Immer wieder haben die Bürgerinnen und Bürger in Sandharlanden mit den Schäden durch Starkregenereignisse zu kämpfen. Abhilfe soll eine neue Flutmulde nördlich der Ortschaft schaffen, die das Oberflächenwasser von den Siedlungsbereichen fernhalten und ableiten soll. Nötig ist dafür ein Durchlass unter der Kreisstraße Richtung Holzharlanden, eine 445 Meter lange Flutmulde und eine Verrohrung zum Holzharlandener Graben. Die gesamte Maßnahme wird 450.000 Euro kosten, die Flutmulde selbst ist zuschussfähig - und der kommt vom Amt für Ländliche Entwicklung (ALE) Niederbayern, das die Kosten für die Flutmulde in Höhe von 140.000 Euro im Rahmen der Initiative „boden:ständig“ mit voraussichtlich 60 Prozent fördert.
Für die dazu erforderliche einfache Dorferneuerung (eDE) Sandharlanden fiel nun der Startschuss: Amtsleiter Hans-Peter Schmucker überreichte an den Zweiten Bürgermeister der Stadt Abensberg, Dr. Bernhard Resch, am Montag, 19. September, offiziell die Einleitungsurkunde. Der Leiter der Stadtwerke Abensberg, Dr. Rainer Reschmeier, und Reinhard Handschuh, Stadtrat aus Sandharlanden, waren mit dabei, ebenso wie Hubert Karl vom Ingenieurbüro Ferstl und Dr. Christian Thurmaier, ebenfalls vom ALE.
Anpassungen durch Wetterextreme
Wetterextreme führen zunehmend zu unkalkulierbaren und kleinräumigen Starkregenereignissen. Gleichzeitig kommt es immer häufiger zu anhaltender Trockenheit, sodass Wasser für Pflanzen knapp wird. Konsequenzen daraus sind der Verlust wertvollen Ackerbodens, Überflutungen, Stoffeinträge in Gräben und Gewässern sowie Dürreschäden. Diese aktuellen klimatischen Veränderungen mit zunehmenden Starkregenereignissen und Trockenphasen erfordern daher Anpassungen der Flurgestaltung und Bodennutzung. Deshalb hat die Verwaltung für Ländliche Entwicklung 2017 die Initiative „boden:ständig“ zum Erhalt lebendiger Böden und zur abflussbremsenden Flurgestaltung gestartet, in der Gemeinden, Landwirte und Behörden gemeinsam aktiv sind.
Sturzflut-Risikomanagement ist die Grundlage
Von dieser Förderinitiative profitiert jetzt auch Sandharlanden, wie Amtsleiter Hans-Peter Schmucker anlässlich der Einleitung der einfachen Dorferneuerung betonte. Ziel dieser Maßnahme ist, bei einem Starkregen das Eindringen von Oberflächenwasser aus dem landwirtschaftlich geprägten Außenbereich in die Ortschaft zu vermeiden. Mit der Schaffung der etwa 445 Meter langen, zehn Meter breiten und knapp ein Meter tiefen begrünten Flutmulde kann das Wasser gezielt und verlangsamt in Richtung Nord-Westen abgeleitet sowie mitgeschwemmtes Erdreich zurückgehalten werden. „Der Überflutungsschutz von Sandharlanden wird dadurch deutlich verbessert“, so Schmucker. Grundlage dafür bildet das „Integrale Konzept zum kommunalen Sturzflut-Risikomanagement“, das das Wasserwirtschaftsamt Landshut auf Antrag der Stadt Abensberg als Reaktion auf die wiederkehrenden Gefahren aus Starkregen und Sturzfluten erstellt hat. Die Bürgerinnen und Bürger wurden von Anfang an in das Projekt mit einbezogen.
Erhebliche Vorteile für die Bürger
Die neue Flutmulde in Verbindung mit entsprechend dimensionierten Rohr- und Rechteckprofilen soll die bisherige, nicht ausreichende Verrohrung ersetzen. Für die Bürgerinnen und Bürger von Sandharlanden bringt die Maßnahme erhebliche Vorteile mit sich, erläutert der zuständige Projektbegleiter Dr. Christian Thurmaier vom ALE Niederbayern. Die Abflusswelle kann deutlich gedämpft werden. Dadurch wird das Kanalnetz entlastet und es steht zusätzliches Volumen für die Entwässerung der direkt angeschlossenen Flächen zur Verfügung. Wild abfließendes Hangwasser wird gezielt an den Bebauungen vorbeigeleitet, wodurch Hochwasser und Überflutungen im Ort vermieden werden können. Durch Abschwemmung erodierte Sedimente werden möglichst ursprungsnah in der Natur zurückgehalten und landen nicht – wie bisher bisweilen geschehen – in den Kellern der Häuser. Weiterer positiver Nebeneffekt: Die mit Regiosaatgut begrünte Flutmulde wandelt etwa einen halben Hektar Ackerland in extensiv genutzte Grünfläche um, wodurch ein deutlicher Beitrag zur Biodiversität geleistet wird und neue Lebensräume für Flora und Fauna geschaffen werden. Zur Erosionsminderung sollen künftig zudem Grünflächen an den Randbereichen intensiv genutzter Äcker beitragen.
2. BM lobt schnellen Prozess
Auch Abensbergs 2. Bürgermeister Dr. Bernhard Resch ist von der Wichtigkeit der Maßnahme überzeugt: „Ich freue mich sehr, dass das Sturzflutkonzept in Sandharlanden realisiert werden konnte. Beeindruckend waren die Unterstützung und Prozessgeschwindigkeit beim ALE“, betonte er anlässlich der Übergabe der Einleitungsurkunde. Der Beginn der Baumaßnahme ist für Oktober vorgesehen, die Fertigstellung für März 2023 geplant. Damit fällt für angrenzende Felder die Zwischenfrucht aus.
Sorgen bei jedem Gewitter
Stadtrat Reinhard Handschuh dankte den Anliegern und Eigentümern für die Bereitschaft zur Maßnahme. Auch Stadtwerke-Leiter Dr. Reschmeier und seinem Vorgänger Hans Schmid dankte der Sandharlandener herzlich. „Wenn im Sommer ein Gewitter angekündigt ist, traut sich kaum ein Sandharlandener mehr außer Haus", so Handschuh. Darum seien die seit Jahren laufenden Maßnahmen um eine Verbesserung im Ortsteil so wichtig. Die „Sünden der Vergangenheit" müssten bereinigt werden. Hubert Karl pflichtete ihm bei - die Flurbereinigung hat Gewässer begradigt und damit beschleunigt, aus offenen Gräben wurden Kanalsysteme - und die versagen bei Starkregenereignissen. ALE-Amtsleiter Schmucker hat die Probleme mit wild abfließendem Oberflächenwasser selbst hautnah miterlebt - und betonte: „Man kann die Leute mit solchen Problemen nicht im Stich lassen." Mit der „boden:ständig"-Initiative habe man im vorliegenden Fall schnell handeln können.
Maßnahme in der Sandstraße
Dr. Reschmeier kündigte auch Maßnahmen in der Sandstraße an - dort laufen drei Regenwasserkanäle zusammen. Ab diesem Ort wird der Regenwasserkanal bis zum Regenrückhaltebecken beim Sportplatz vergrößert. Der Stadtwerkeleiter: „Der Generalentwässerungsplan steht und wir kennen unsere Aufgaben."
Die Maßnahme wird gefördert mit Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten mit Unterstützung durch das Amt für Ländliche Entwicklung Niederbayern.
Zum Foto oben: Das Amt für Ländliche Entwicklung (ALE) Niederbayern fördert den Bau einer Flutmulde in Sandharlanden im Rahmen der Initiative „boden:ständig“. Dazu wurde jetzt eine einfache Dorferneuerung eingeleitet. An der Großmultenstraße trafen sich alle Projektbeteiligten. Von links Reinhard Handschuh, Hubert Karl, Dr. Bernhard Resch, Hans-Peter Schmucker, Dr. Christian Thurmaier (hinten) und Dr. Rainer Reschmeier. In der Galerie die Übergabe der Förderurkunde und Erläuterungen zu den Maßnahmen. Weiters der Grabendurchlass an der Straße nach Holzharlanden, der das Wasser in die Flutmulde leiten soll. Diese Maßnahme erfolgte bereits im Frühjahr, also noch vor der Sanierung der Kreistraße durch den Landkreis.
(Text: ALE Niederbayern und Stadt Abensberg. Fotos: Ingo Knott, Stadt Abensberg.)
Weitere Bilder zum Artikel
Veröffentlicht von Ingo Knott , 27.09.2022