Das Unternehmerfrühstück begeistert
Das Unternehmerfrühstück begeistert
Einen mitreißenden, knapp zweistündigen Vortrag über deutsche und internationale Politik, über deutsche Medien, die Europäische Union und das Fehlen der deutschen Regierung auf internationalem Parkett - das erlebten die Gäste des Abensberger Unternehmerfrühstücks, das die Volkshochschule traditionell zum Jahresanfang veranstaltet. Im Ausstellungsraum der BMW Hofmann-Niederlassung in Abensberg-Gaden trafen sich am Samstagvormittag, 27. Januar, viele Unternehmer, Führungskräfte und Politiker zu zwanglosen Plaudereien, zum Kennenlernen und zur Information. Ausgezeichnete Häppchen vom Berufsbildungswerk St. Franziskus, tadellos dargeboten und serviert von deren Azubis, rundeten eine Veranstaltung ab, die von vielen Besuchern am Ende in den höchsten Tönen gelobt wurde. Professor em. Dr. phil. Günther Schmid begeisterte mit seinem Vortrag.
Weltweite Spannungen
Schon Kathrin Koller-Ferch, Leiterin der vhs und gemeinsam mit Bürgermeister Dr. Uwe Brandl Gastgeber des Unternehmerfrühstücks, wies in ihrer kurzen Begrüßungsrede auf die politischen und gesellschaftlichen Turbulenzen hin, die weltweit wie auch regional für Spannungen sorgen. So auch Erster Bürgermeister Dr. Brandl, der bemängelte, Bundes- und Landespolitik werde nach Tagesgeschäft erledigt, „Nachhaltigkeit” sei ein Fremdwort. Dabei seien die Herausforderungen gerade am Standort Deutschland groß - Fragen zur Digitalisierung oder zur Mobilität müssten schnell gelöst werden, die Sorgen der Bürger von der Politik aufgenommen werden. Umso erfreulicher sei es da, mit Günther Schmid einen Gast zu begrüßen, der „den Dingen auf den Grund geht. Er ist ein Vorbild in Sachen analytischer Politik.” Und das war beileibe nicht zu viel versprochen - ein kenntnisreicher, spannender und kurzweiliger Querschnitt der weltweiten Politik schloss sich an, geschildert von einem, der von 1985 bis 2012 für das Bundeskanzleramt tätig war und globale Ereignisse und deren Bedeutung für die deutsche Politik und Gesellschaft erklärt und bewertet.
„Noch nie erlebt"
„Ich habe nicht viel Positives anzubieten”, sagte Schmid gleich zu Beginn, und wenn schon die Themen nicht positiv waren, so war es doch seine umfassende Kenntnis und sein bodenständiger Witz, die allesamt erfreuten. „Die Welt befindet sich in einem Zustand, wie ich das noch nie erlebt habe”, so Schmid. Alte Stabilisatoren wie der Ost-West-Konflikt sind weg, die USA befinden sich auf Isolationskurs, Russland finanziert über verdeckte Kanäle europäische Rechtsaußen-Parteien. China finanziert die USA über den massiven Kauf von Staatsanleihen und die US-Wirtschaft wiederum sorgt in China für volle Auftragsbücher, da sie deren größter Handelspartner sind. Und während die USA weltpolitisch, auch als Ordnungsmacht, auf dem Rückzug sind, sorgen chinesische Gelder dafür, dass Griechenlands Schulden z.B. durch den massiven Ausbau des Hafens von Piräus schwinden. Nebeneffekt: „Die Griechen werden keine Probleme mit den Menschenrechten in China anmelden.” Alles ist verzweigt - und alles hat sich verheddert, so könnte ein weltpolitisches Fazit lauten.
Nabelschau in Berlin
Dazu war gemäß Schmid ein deutscher Wahlkampf zu beobachten, der keiner war; der deutschen Politik kreidet er an, sie betreibe eher Nabelschau, als sich um die Sorgen der Leute zu kümmern. Dieses Aussparen von Themen mündete in einer Quittung, auf der drei Buchstaben standen: AfD. Problemlösungen biete diese Partei allerdings überhaupt keine an, so Schmid. Dass die Volksparteien große Teile der Mittelschicht nicht mehr erreichen, sei Schuld der Parteien, nicht der Bürger. Seine Erfahrung: „Die große Politik lernt erst, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist.” Dem Abensberger Bürgermeister, der 2018 das Amt des Präsidenten des Deutschen Städte- und Gemeindebunds angetreten hat, bescheinigte er indes „eine Klarheit, die nicht jeder in seiner Partei versteht”. Das hört man gern als Abensberger!
Im Foto ganz oben von links Professor em. Dr. phil. Günther Schmid, vhs-Leiterin Katrin Koller-Ferch, 1. Bürgermeister Dr. Uwe Brandl und das Ehepaar Hofmann, das seine Abensberger Niederlassung für das Unternehmerfrühstück zur Verfügung stellte. (Alle Fotos: Knott, Stadt Abensberg.)
Veröffentlicht von Ingo Knott , 07.02.2018