Der Arbeitsmarkt im Fokus

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Der Arbeitsmarkt im Fokus

Unternehmerempfang der Stadt Abensberg/ Arbeitsmarkt braucht Zuwanderung.


Beim Unternehmerempfang der Stadt Abensberg hat der Chef der Arbeitsagentur Regensburg, Fred Gaida, deutlich gemacht, dass der Arbeitsmarkt auf Zuwanderung angewiesen sei. Verdeutlicht wurde dies durch entsprechende Zahlen aus dem Landkreis Kelheim, die der Redner mitgebracht hatte. Zuvor begrüßten Abensbergs 1. Bürgermeister Dr. Bernhard Resch und vhs-Leiterin Katrin Koller-Ferch die rund 110 erschienenen Damen und Herren aus Wirtschaft und Gesellschaft, die am Donnerstag, 7. März, im BMW-Autohaus Hofmann in Abensberg-Gaden mit dabei waren. Der jährliche Empfang unter der Regie der städtischen Volkshochschule fand 2024 nicht mehr am Vormittag, sondern erstmals am Abend statt.

Neu war heuer auch, dass Abensbergs Landwirte eingeladen worden sind – 1. Bürgermeister Dr. Resch: „Auch ihr seid Unternehmer!“ Für die Stadt Abensberg, so Dr. Resch, sei das Jahr 2024 mit einem deutlich spürbaren Minus der Schlüsselzuweisungen nicht einfach. Die große Einzelbaustelle Grundschulsanierung und –Erweiterung, notwendige Investitionen in Kinderkrippen und Kindergärten und die nahende Baustelle Abensbrücke, an der die Stadt kostenmäßig beteiligt sein wird, schlagen massiv zu Buche. Es gebe bereits erste Kommunen, die ihre laufenden Ausgaben nicht mehr ohne Schuldenaufnahme bewerkstelligen können. „Abensberg ist gesünder“, und dafür dankte er den Damen und Herren im Publikum. Dennoch gelte es, mit weniger Geld mehr Aufgaben zu schultern: „Wir müssen die Quadratur des Kreises schaffen“, so Abensbergs Stadtoberhaupt, der allen „ein erfolgreiches 2024“ wünschte.

Wer ist noch im erlernten Beruf tätig?
Hauptredner Gaida ist Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit in Regensburg und seit 1987 bei der Bundesagentur in zahlreichen Positionen beschäftigt. Vor seinem Wechsel an die Spitze der Agentur in Regensburg war der gebürtige Amberger persönlicher Referent des Vorstandsvorsitzenden. Sich selbst bezeichnete er als „Azubi im zweiten Lehrjahr“, da er die Leitung in Regensburg zum 1. August 2022 übertragen bekommen hatte. Der Arbeitsmarkt, die Arbeitsmarktpolitik und die aktuellen Herausforderungen waren sein Thema. Dass der Arbeitsmarkt in Bewegung ist, machte eine Frage zu Beginn deutlich – wer ist noch in seinem erlernten Beruf tätig? Dass sich lediglich gut die Hälfte der Anwesenden meldete, zeigte: „Transformation in der Arbeitswelt ist nicht neu!“ Neu sei die Dynamik. Büromanagement, so Gaida, werde es beispielsweise in ein paar Jahren nicht mehr geben; wer in diesem Berufsbild arbeite, müsse sich umorientieren. Aber mit dem Wegfall eines Berufs entstünden neue.

Die Demografie wird uns nicht retten
Die Entwicklung sozialversicherungspflichtiger Beschäftigungsverhältnisse im Landkreis Kelheim zeigt von Juni 2013 bis zum Juni 2023 eine deutliche Zunahme – waren es vor gut zehn Jahren 35.937 Personen, so waren es 2023 insgesamt 42.293. Das ist positiv – allerdings ist das Durchschnittsalter der Beschäftigten angestiegen, von 40,4 auf 42 Jahre. Auf den Fachkräftemangel bezogen, bedeutet das: „Die Demografie wird uns nicht retten, sie schadet uns.“ Und weiter: „Es kommen zu wenige nach. Alle unsere jungen Leute reichen nicht.“ Außerdem, so Gaida später, ginge die Anzahl an Überstunden zurück. Gemeistert wurde der Zuwachs der Beschäftigtenverhältnisse im Landkreis Kelheim – das zeigten Gaidas Schaubilder deutlich – seit 2010 mehrheitlich durch Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit. Von 2022 auf 2023 war das Plus an Beschäftigungsverhältnissen im Landkreis schließlich nur noch so möglich: „Sie hätten hier bereits Beschäftigungsverlust“, so Gaida.

Der hohe Anspruch an den "Neuen"
Zweites großes Thema Gaidas war der hohe Anspruch bei Anstellungen. Anschauliches Beispiel war eine Autosuche, zum Beispiel über eine bekannte Kfz-Online-Plattform. „Wenn Sie einen 3er BMW wollen, finden Sie 26.000 Fahrzeuge. Aber es muss ein Touring sein, dann sind es noch 11.000. Bitte in Silber und mit Anhängerkupplung, sind wir bei 217 Fahrzeugen. Wenn Sie jetzt noch eine Standheizung wollen und eine 360 Grad-Kamera, bleibt exakt ein 3er nach Ihren Vorstellungen übrig – von anfangs 26.000.“ Übertragen auf den heutigen Arbeitsmarkt heißt das: „So finden Sie keinen Arbeitnehmer und der Bewerber keine Stelle.“ Er plädierte für Mindestanforderungen, die Agentur für Arbeit helfe mit Qualifizierungen und Weiterbildungen weiter. „Wir investieren 25 Millionen Euro in die Qualifizierung von Beschäftigten“, so Gaida. Das sei „ein strategisches Thema.“ Auch die massive Zahlung von Kurzarbeitergeld nannte er in diesem Zusammenhang.

Wir sind eine Arbeitsgesellschaft
Ein weiteres Thema war das Bürgergeld und das in diesem Zusammenhang unglückliche Nebeneinanderher von Transfersozialsystemen. Grundsätzlich aber gelte: „Wir sind eine Arbeitsgesellschaft, immer noch, und man will doch dazugehören.“ Er machte den Anwesenden das Angebot, sich zu melden, wenn Bedarf bestünde – aber: „Denken Sie an das Auto-Beispiel.“ Nach einigen Fragen aus dem Publikum und dem abschließenden Dank an den Hauptredner und an das Autohaus Hofmann wurde ein köstliches Buffet vom BBW Abensberg angeboten.
 

Im Foto oben von links 1. Bürgermeister Dr. Bernhard Resch, 3. Bürgermeisterin Marion Huber-Schallner, Fred Gaida, BMW Hofmann-Filialleiter Markus Grundmüller und vhs-Leiterin Katrin Koller-Ferch.

 



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Veröffentlicht von Ingo Knott , 28.03.2024
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