IHK-Analyse zum Einzelhandel

IHK-Analyse zum Einzelhandel

IHK-Analyse zum Einzelhandel

Die aktuellen Kaufkraftzahlen zeigen im bundesweiten Vergleich einen überdurchschnittlichen Zuwachs für die Oberpfalz und den Landkreis Kelheim, so die IHK.

Von dieser positiven Entwicklung profitieren vor allem die nördlichen Landkreise der Oberpfalz, Spitzenreiter beim Einkommen bleiben Stadt und Landkreis Regensburg. Einzelne Städte präsentieren sich als Handelsstandorte überraschend attraktiv. IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Jürgen Helmes bewertet die Entwicklung der Kaufkraftsituation im IHK-Bezirk positiv: „Von der guten Wirtschafts- und Auftragslage profitieren auch die Beschäftigten der Unternehmen in der Region.“

Platz zwei in den alten Bundesländern
Im deutschlandweiten Vergleich profitieren hauptsächlich die neuen Bundesländer von der positiven Kaufkraftentwicklung. Innerhalb der alten Bundesländer liegt die Region Oberpfalz-Kelheim auf Platz zwei (hinter der Region Bodensee-Hochrhein).

Die Kaufkraft 2017 pro Kopf wuchs im Vergleich zu 2012 um 10,4 Prozent. Insgesamt summiert sich das Kaufkraftvolumen in der Oberpfalz und dem Landkreis Kelheim auf knapp 27,2 Milliarden Euro im Jahr. Rein rechnerisch stehen jedem Einwohner 22.196 Euro pro Jahr für den Konsum zur Verfügung (Bundesschnitt: 22.467 Euro). Vor allem die Landkreise Tirschenreuth, Neustadt a.d. Waldnaab, Amberg-Sulzbach, Schwandorf und Cham profitieren vom Kaufkraftzuwachs. In absoluten Zahlen sind aber weiterhin große Unterschiede auszumachen. Mit 24.963 Euro beträgt die Kaufkraft pro Kopf in der Stadt Regensburg über 4.700 Euro mehr als im Landkreis Cham (20.260 Euro).

„Ballungsräume locken gut ausgebildete Fachkräfte mit höheren Gehältern, der ländliche Raum hingegen punktet mit niedrigeren Lebenshaltungskosten“, erklärt Helmes. Während die Kaufkraft das gesamte Einkommen umfasst (Sparen, Miete, Energiekosten, etc.), ist für den regionalen Handel vor allem die einzelhandelsrelevante Kaufkraft entscheidend. Stadt und Landkreis Regensburg sind auch hier Spitzenreiter.

Hohe Attraktivität in Neutraubling, Cham und Weiden
Welche Orte als Handelsstandort attraktiv sind, lässt sich rechnerisch an der Einzelhandelszentralität ablesen. Diese Kennzahl gibt an, wie viel Umsatz im Einzelhandel an einem Standort im Verhältnis zur vorhandenen Kaufkraft gemacht wird. Ein Indexwert von über 100 bedeutet, dass eine Stadt als Einkaufsstandort überdurchschnittlich attraktiv ist. Spitzenreiter in der Region Oberpfalz-Kelheim ist mit einem Wert von 288,2 die Kreisstadt Cham, dicht gefolgt von Neutraubling mit 266,7. Auch die Städte Weiden (208,5) und Schwandorf (173,8) liegen noch vor Regensburg (166,9). Das seien keine Rechenfehler, erläutert IHK-Handelsexperte Dr. Matthias Segerer, sondern spiegle die Realität sehr gut wieder. „Die Zentralität hängt nicht nur vom Einzelhandelsangebot ab, sondern auch von der Einwohnerzahl und der Konkurrenzsituation im Umland. Cham, Schwandorf und Weiden sind traditionelle Einkaufsstädte mit einem großen Hinterland.“ Im nationalen Vergleich mit Städten zwischen 100.000 und 200.000 Einwohnern ist Regensburg dennoch ein attraktiver Handelsstandort und hinter Trier (190,5), Würzburg (183,2) und Koblenz (167,9) bundesweit auf Platz vier.

Die beiden Oberzentren Neumarkt (160,8) und Amberg (152,7) weisen ebenfalls eine weit überdurchschnittliche Zentralität auf. Hier konkurriert jedoch der Ballungsraum Nürnberg als Einkaufsmagnet. Zudem teilt sich das Oberzentrum Amberg sein Marktgebiet im Westen mit der Stadt Sulzbach-Rosenberg, die mit einem Zentralitätswert von 122,4 noch deutlich über dem Bundesschnitt liegt. Eine Besonderheit im IHK-Bezirk hinsichtlich der Einzelhandelsstruktur stellt der Landkreis Kelheim dar. Mit Abensberg (138,4), der Kreisstadt Kelheim (151,1), Mainburg (110,8) und Neustadt a.d. Donau (110,1) gibt es gleich vier Städte, die eine Zentralität mit einem Indexwert von deutlich über 100 aufweisen.

Zentralität an der richtigen Stelle
Die IHK sieht einen Zusammenhang zwischen hoher Zentralität und Standortattraktivität für den Einzelhandel. „Langfristig sollte sich jede Kommune jedoch fragen, an welcher Stelle sie Handelsbetriebe ansiedeln will. Gerade vitale Handelsstandorte sind auch als Wohn- und Arbeitsorte attraktiv“, sagt Segerer. Die IHK wünscht sich von den Kommunen verbindliche Konzepte, die die Bedeutung der Innenstadt als Handelsstandort herausstellen, nachhaltig sind und auch umgesetzt werden.

Einzelhandelskaufkraft und Kaufkraft in der Region Oberpfalz-Kelheim in den Landkreisen und kreisfreien Städten

 

 

Allgemeine Kaufkraft

Einzelhandelskaufkraft

Differenz EH-KK - KK

 

€ pro Kopf (2017)

Index (2017)

Wachstum pro Kopf 2012-2017

€ pro Kopf (2017)

Index (2017)

Index (2017)

Amberg

22.047

98,1

8,6%

6.542

99,4

1,3

Amberg-Sulzbach

20.965

93,3

10,4%

6.277

95,4

2,1

Cham

20.260

90,2

10,3%

6.085

92,4

2,3

Kelheim

22.770

101,3

9,1%

6.736

102,3

1,0

Neumarkt i.d.OPf.

22.489

100,1

10,2%

6.648

101,0

0,9

Neustadt a.d.WN

20.589

91,6

11,2%

6.162

93,6

2,0

Regensburg

24.963

111,1

10,0%

7.240

110,0

-1,1

Regensburg, Landkreis

23.865

106,2

10,1%

6.924

105,2

-1,0

Schwandorf

21.078

93,8

10,3%

6.329

96,2

2,3

Tirschenreuth

20.450

91,0

11,9%

6.125

93,1

2,0

Weiden i.d.OPf.

21.894

97,5

9,7%

6.449

98,0

0,5

IHK-Bezirk

22.196

98,8

10,4%

6.564

99,7

0,9

Deutschland

22.467

100

9,53%

6.582

100

0

Quelle: Eigene Berechnungen nach MB Research 2017

 

Einzelhandelskaufkraft und Zentralität Städte > 10.000 in der Region Oberpfalz-Kelheim

 

Name

Einwohner (01.01.2016)

Einzelhandels-kaufkraft pro Kopf in € (2017)

Einzelhandels-kaufkraft Index (2017)

Zentralität (2017)1

Lappersdorf, M

13.215

7.315

111,1

52,6

Bad Abbach, M

12.208

7.381

112,1

55,6

Maxhütte-Haidhof, St

10.941

6.412

97,4

72,8

Regenstauf, M

15.831

6.663

101,2

86,6

Burglengenfeld, St

12.862

6.394

97,1

91,1

Roding, St

11.682

6.498

98,7

105,5

Neustadt a.d.Donau, St

13.670

6.556

99,6

110,1

Mainburg, St

14.855

6.768

102,8

110,8

Sulzbach-Rosenberg, St

19.624

6.001

91,2

122,4

Abensberg, St

13.540

6.741

102,4

138,4

Kelheim, St

16.270

6.506

98,8

151,1

Amberg

41.861

6.542

99,4

152,7

Neumarkt i.d.OPf., GKSt

39.333

6.827

103,7

160,8

Regensburg

145.465

7.240

110,0

166,9

Schwandorf, GKSt

28.481

6.360

96,6

173,8

Weiden i.d.OPf.

42.055

6.449

98,0

208,5

Neutraubling, St

13.431

6.618

100,5

266,7

Cham, St

16.529

6.477

98,4

288,2

Deutschland

82.175.684

6.582

100

100

1 = Zentralitätskennziffern werden nur für Städte über 10.000 Einwohner berechnet

Quelle: Eigene Berechnungen nach MB Research 2017 (IHK).

 



Veröffentlicht von Ingo Knott , 12.09.2017
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