Frequenzbringer für Innenstädte

Frequenzbringer für Innenstädte

Frequenzbringer für Innenstädte

IHK Oberpfalz/Kelheim zu Strategien für Ortszentren.


Bereits vor der Corona-Pandemie standen viele Innenstädte und die dort ansässigen Einzelhandelsgeschäfte unter Druck – Kundenfrequenzen im Laden nahmen ab, während die Umsatzanteile des Onlinehandels stiegen. „Covid-19 wirkt nun als Beschleuniger dieser Entwicklungen“, sagte Wolfgang Holzapfel, Vorsitzender des Handelsausschusses der IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim, bei dessen virtueller Sitzung vergangene Woche.

Seit dem Frühjahr haben die Umsätze im Handel insgesamt zwar wieder zugelegt und der neue Teil-Lockdown schließt die Handelsunternehmen nicht mit ein, dennoch fürchten die stationären Einzelhändler in den kommenden Wochen Umsatzeinbußen. Denn Gastronomie und Dienstleistungen, die zusätzliche Kunden in die Innenstadt locken, müssen weitestgehend geschlossen bleiben. Mit Blick auf die Kundenfrequenz betonte Holzapfel die Bedeutung von multifunktionalen Ortszentren: „Einzelhandel zusammen mit Dienstleistungen und Gastronomie funktionieren in Symbiose mit der Innenstadt. Ohne ein vielfältiges Angebot entstehen Leerstände, das Versorgungsangebot sowie die Passantenfrequenz nehmen ab und mit ihnen die Aufenthaltsqualität.“

Ortszentren unter Druck
Für Markus Wotruba, Leiter der Standortforschung bei der BBE Handelsberatung GmbH, habe Corona nicht nur Entwicklungen beschleunigt, sondern auch „Trends – zumindest kurzfristig – gebremst oder umgedreht“. Während zuvor die Einzelhandelszentralität vor allem in größeren Städten gestiegen sei, hätten durch die Corona-Krise wieder mehr Menschen in der Nähe ihrer Wohnorte eingekauft. Der Einkaufsbummel in der nächstgrößeren Stadt blieb oft aus und parallel dazu sei die Bedeutung der kleineren und mittleren Städte als Handelsstandorte wieder gestiegen. „Das ist aber nur eine Momentaufnahme“, gab Wotruba zu bedenken. Mittel- und langfristig sieht er den Druck auf die Ortszentren dieser Kommunen wieder erhöht.
Der Handel werde zwar langfristig die Leitnutzung in den Innenstädten bleiben, es brauche aber dringend Diskussionen und Konzepte über Aufgaben der Ortszentren und den Umgang mit drohenden Verlusten der Zentralität. „Die Politik und die Verwaltung vor Ort sind gefordert, Strategien zu entwickeln, damit Innenstädte weiterhin vital bleiben. Sie müssen bestmögliche Rahmenbedingungen für die Unternehmen der Ortszentren schaffen“, so der Konsens der Ausschussmitglieder.

Multikanal ist die Zukunft
„Das stationäre Ladengeschäft ist für Einzelhändler zwar nach wie vor der dominierende Vertriebsweg, aber Online-Kanäle gewinnen zukünftig immer mehr an Bedeutung“, sagte Dr. Georg Wittmann von der ibi research an der Universität Regensburg GmbH. Für ihn steht fest: „Der Vertrieb über mehrere Kanäle ist die Zukunft.“ Eine deutschlandweite Studie des Instituts gemeinsam mit mehreren IHKs unter Einzelhändlern zeigt, dass sich die Unternehmen in Richtung Multikanal-Vertrieb weiterentwickeln. Demnach rechnen mehr als zwei Drittel der befragten Unternehmen in den nächsten fünf Jahren mit deutlich steigenden Digitalisierungsinvestitionen.

Online-Auftritt "alternativlos"
Helmut Hagner, Unternehmensleiter der Handelsgruppe Mathias Frey GmbH & Co. KG mit Hauptsitz in Cham, mahnte: „Was vor Corona richtig war, ist jetzt noch wichtiger.“ Der Onlineauftritt sei für das stationäre Geschäft ergänzend und alternativlos zur Erzielung von Reichweite und zur Kommunikation mit den Kunden. Das bestätigte auch Astrid Reintjes, Geschäftsführerin der MissPompadour GmbH in Sinzing: „Social Media-Kanäle sind für den Onlinehandel ein wesentlicher Bestandteil, denn je öfter der Kunde ein Unternehmen und seine Produkte wahrnimmt, desto eher kauft er auch dort ein.“

 



Veröffentlicht von Ingo Knott , 05.11.2020
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