Wirtschaft denkt den Verkehr neu

Wirtschaft denkt den Verkehr neu

Wirtschaft denkt den Verkehr neu

Das IHK-Gremium Kelheim diskutiert bei einem Termin in Neustadt an der Donau Maßnahmen für zukunftsgerechte Mobilität im Landkreis.

NEUSTADT (DONAU). Das Kind, das zum Sportverein muss. Der Azubi, dessen Ausbildungsbetrieb weiter weg ist. Die Rentnerin, die zum Bäcker möchte. Der Tourist, der seinen Urlaub im Landhotel verbringt. Im ländlichen Raum geht all das ohne eigenes Auto bislang nur schwer. Die Unternehmer im IHK-Gremium Kelheim möchten das ändern und diskutierten in ihrer jüngsten Sitzung in Neustadt (Donau) über eine zukunftsgerechte Mobilität für den Wachstumslandkreis. Mit Politik, Verwaltung und Institutionen wollen sie ein Projekt anstoßen. Gastgeber war die SMP Deutschland GmbH. Werkleiter Anton Simon führte die Mitglieder des Gremiums vor der Sitzung durch das Werk des Automobilzulieferers.

„Für die Unternehmen ist es eine Herausforderung, dass ihre Mitarbeiter in die Betriebe kommen“, sagte Gremiumsvorsitzender Michael Gammel. Das Gremium wünscht sich einen Dialog ohne Scheuklappen. Transport on Demand, autonomes Fahren, der Wandel von Bahn und Automobilkonzernen zu Mobilitätsdienstleistern. Solche Trends würden in Ballungsräumen gemacht. Warum sollen sie nicht auch im ländlichen Raum funktionieren? „Eine neue Welt der Mobilität“, wünscht sich Gammel für den Landkreis Kelheim.

Aus ihrer täglichen Erfahrung berichteten die Gremiumsmitglieder. Joachim Löffler von Cotraco in Abensberg berichtete von einem Azubi, der jeden Tag von seinen Eltern zuhause aus Mainburg d20 Kilometer zu seinem Unternehmen in Abensberg gebracht und wieder geholt werden muss. Der ÖPNV in seiner bisherigen Form sei nur selten eine Alternative. „Der große Bus, der zweimal am Tag zur festen Zeit mit einer Handvoll Fahrgästen die Bushaltestelle anfährt bringt es nicht“, stellt Dr. Heinrich Koch von Kelheim Fibres fest. „Man könnte doch auch kleinere Busse einsetzen, die Haltstellen nach Bedarf ansteuern.“ Mehr Mobilität in der Fläche – das könnte die Ortszentren und den lokalen Einzelhandel beleben, etwa wenn Pensionäre mit dem Ruf-Bus zum Einkaufen fahren. Das Gremium bringt viele Ideen auf den Tisch. Ansätze für die Unternehmen seien betriebliches Mobilitätsmanagement, Apps für Fahrgemeinschaften oder Car-Sharing.

Strategien für neues Personal
Strategien zur Fachkräftesicherung diskutierte das Gremium im Anschluss. Christian Gabler von der Initiative „Wirtschaft Inklusiv“ zeigte, wie Unternehmen bei der Beschäftigung von Menschen mit Behinderung Unterstützung bekommen. Zehn bis 18 Mitarbeiter von 100 sind in der Region statistisch gesehen schwerbehindert. Das liege vor allem am Älterwerden der Belegschaften. „Wirtschaft Inklusiv“ möchte die Integration in den Betrieben unter betriebswirtschaftlich sinnvollen Gesichtspunkten fördern. Unternehmen erhalten vielfältige Unterstützung, auch finanziell. Die Initiative zeigt, wie.

Manfred Neumann von der Berufsschule Kelheim und Werner Damböck vom Kolping Bildungswerk stellten ein Integrationsprogramm für junge Flüchtlinge vor. Im ersten Berufsschuljahr lernen die jungen Leute zwischen 16 und 25 Jahren vor allem Deutsch. Im zweiten Jahr werden sie etwa durch Blockpraktika für das Berufsleben vorbereitet. Die Praktika sind für Unternehmen kostenlos, die Berufsschule übernimmt weitere Kosten, zum Beispiel für die Fahrt zum Betrieb. Gremiumsvorsitzender Michael Gammel konnte selbst von der Beschäftigung eines jungen Mannes über dieses Programm berichten. Heute macht der ehemalige Flüchtling eine Ausbildung zum technischen Systemplaner bei Gammel Engineering. „Die sind motiviert, wollen Fuß fassen, Arbeit und Ausbildung finden“, motiviert Werner Damböck.


Zum Foto: Michael Gammel (mi.) sammelte im IHK-Gremium Kelheim Ideen für moderne Mobilität. (Foto: Burdack, IHK)

 



Veröffentlicht von Ingo Knott , 02.12.2016
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