Städtepartnerschaft: St. Gilles will es

Städtepartnerschaft: St. Gilles will es

Städtepartnerschaft: St. Gilles will es

Lesen Sie den umfangreichen Jahresbericht zu den Städtepartnerschaften von Peter Hübl. Hübl ist ehrenamtlich Beauftragter der Stadt Abensberg und pflegt die Kontakte zu den Partnerstädten.

Peter Hübl, Beauftragter für Städtepartnerschaften, hat dem Jahresbericht 2015 im Stadtrat Abensberg vorgestellt. Seine ausführliche Darstellung ist ein interessanter Rück- und Ausblick; und wie es scheint, möchte St. Gilles Partnerstadt von Abensberg werden.

Jahresbericht 2015

Herr Bürgermeister, liebe Kolleginnen und Kollegen, meine Damen und Herren,
ich wurde gebeten, über die Aktivitäten im Bereich unserer Städtepartnerschaften zu berichten. Gestatten Sie mir zunächst einige allgemeine Ausführungen über die Geschichte sowie Sinn und Zweck von solchen Partnerschaften. Danach werde ich zu Parga und Lonigo referieren und am Schluss noch einige Anmerkungen zu unserer freundschaftlichen Verbindung zu Saint Gilles in Südfrankreich machen.
 
Geschichte der Städtepartnerschaften
Die Folgen des 2. Weltkriegs brachten die Menschen zu der Erkenntnis, dass politische Freundschaften von Staaten dauerhaft nur dann Erfolg haben, wenn sie auch an der Basis gelebt werden. Vor diesem Hintergrund wurden erste Städtepartnerschaften gegründet. Eine Vorreiterrolle hatte das Land Baden-Württemberg. Hier wurde 1951 die erste Städtepartnerschaft mit einer Stadt in Frankreich besiegelt.


Sinn und Zweck sowie Aufbau einer Städtepartnerschaft
Sinn und Zweck von Städtepartnerschaften ist und war das Zusammenfinden von Menschen über Grenzen hinweg. In der Vergangenheit haben sich daher Gemeinden nach entsprechenden Partnerstädten umgesehen. Dabei spielt die Größe der Stadt, die Struktur sowie auch das Vereinsleben eine besondere Rolle.
Im Vorfeld wird meist geprüft, ob es bereits private Kontakte von Bürgern, örtlichen Kommunalpolitikern, von Schulen, Vereinen oder Organisationen zu einer Kommune im Ausland gibt, die intensiviert werden und dann in eine Städtepartnerschaft münden könnten. Stimmen verschiedene Kriterien überein, nicht unerheblich dabei ist die Entfernung, kommt es zu einem Besuch der Verwaltungsspitze (Bürgermeister, Stadtrat) und einem entsprechenden Gegenbesuch. Ein positives Echo führt dann meist zur Aufnahme einer Städtepartnerschaft, die mit der Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde besiegelt wird.
In der Folgezeit werden je nach Engagement oftmals jährliche Besuche organisiert. Die Initiative hierzu geht entweder von der Stadtverwaltung gelegentlich auch von Vereinen aus. Nehmen Vereine an einem solchen Austausch teil, so werden nicht selten gemeinsame Veranstaltungen etwa Spiele oder Konzerte veranstaltet. Das tatsächliche Engagement ist jedoch sehr unterschiedlich.
Dies zeigt sich am besten bei unserer


Partnerschaft mit Parga
Hier gab es in den vergangenen Jahren wenig Kontakt. Es fahren nach wie vor einige Familien im Frühjahr auf Urlaub dorthin. Vor gut zwölf Jahren haben wir einen Aufenthalt vom Stadtrat aus organisiert, an dem acht Stadträte und ein Ortssprecher teilnahmen (auf eigene Kosten). Vor etwa sieben Jahren war die Gruppe „Mutzenbacher“ auf Urlaub dort, sie gab auch ein Standkonzert. Das Interesse der damaligen Stadtspitze war mäßig. Vor einigen Jahren kamen der damalige Bürgermeister und ein Stadtrat mit ihren Ehefrauen nach Abensberg und besuchten das Grab von Elfi Löwinger. Wir haben sie offiziell im Rathaus begrüßt. Ich habe dann später einen Brief nach Parga geschickt und Fotos beigelegt, bekam aber keine Antwort. Ich habe in den letzten zwölf Jahren etliche Versuche gemacht, Reisen nach Parga anzubieten. Leider ohne Erfolg. Unser ehemaliger Kollege Hans Zirngibl ist schon zweimal zum Segeln in die Region Parga gereist, ich habe ihm damals immer einen offiziellen Auftrag zu einem Besuch im Rathaus gegeben. Im vorigen Jahr hatten wir dann die Idee, eine Pargafahrt über die Volkshochschule anzubieten. Mit großem Erfolg. Die acht Tage waren angefüllt mit einem umfangreichen Besichtigungsprogramm in und um Parga, mit einer Schifffahrt und einer Fahrt zu den Meteora-Klöstern. Politisch hat es in Parga eine Gebietsreform gegeben, eine Art von Eingemeindung. Man hat das Rathaus mit verkleinerter Verwaltung behalten, stellt aber nur den 3. Bürgermeister und einige Stadträte. Der Kontakt war herzlich. Ein Teil unserer Gruppe war im Rathaus, der stellv. Bürgermeister Tasos Papanikolaou und der Kulturreferent besuchten uns im Hotel und nahmen außerdem an einem gemeinsamen Essen teil. Ich besuchte außerdem die Schule und unterhielt mich mit der Schulleitung und dem Kollegium sowie mit dem Ortsgeistlichen. Mit dem Tourismus-Vertreter von Parga, Sofoklis Pappas, habe ich nach wie vor freundschaftlichen Kontakt. Erst am Wochenende habe ich von ihm ein Informationsschreiben mit dem Frühjahrs- und Sommerprogramm erhalten. Eigentlich hatten wir auch für dieses Jahr eine Pargareise im Oktober mit der VHS geplant. Doch aufgrund eines tragischen Unglücksfalles sagten vier Personen wieder ab, außerdem tat die Griechenlandkrise das ihre, es gab so manchen weniger liebenswürdigen Kommentar, so dass ich die Fahrt im Juni endgültig absagte. Wir haben aber 2016 wieder eine Pargareise im Programm der VHS. Hier schon das Datum, damit sich alle, die unseren griechischen Freunden hilfreich unter die Arme greifen wollen, den Termin gleich vormerken können:   1. – 8. Oktober 2016.


Partnerschaft mit Lonigo    
Mit dem Ende der Amtszeit von Bürgermeister Giuseppe Boschetto ist eine Ära zu Ende gegangen. Giuseppe war es, der 1998 mit uns über die Aufnahme einer Partnerschaft verhandelt hat, er war uns in den 15 Jahren seiner Tätigkeit als Sindaco von Lonigo ein echter Freund. Auch der frühere 2. Bürgermeister Dr. Franco Rebesan, sein Nachfolger Roberto Nistico und die Partnerschaftsreferentin Chiara Gianesin standen uns immer freundschaftlich gegenüber. Auch das kurze Interim unter Sindaco Silvano Marchetto und seinem umtriebigen Partnerschaftsreferenten Giorgio Bonfà war geprägt von gegenseitiger Wertschätzung. Seit Juni 2015 haben wir nun einen neuen Bürgermeister und eine neue Stellvertreterin, die zugleich Partnerschaftsreferentin ist. Francesca Dovigo hat zusammen mit Altbürgermeister Giuseppe Boschetto Lonigo heuer schon auf dem Gillamoos offiziell vertreten. Im September habe ich Bürgermeister Luca Restello im Rathaus von Lonigo besucht und ihm die Glückwünsche der Stadt Abensberg zu seiner Wahl ausgesprochen. Ich kannte Luca Restello schon länger, er war bereits Stadtrat in Lonigo gewesen. (...) Ich habe dann Bürgermeister Restello zu einem Besuch nach Abensberg eingeladen. Wir erhielten eine Einladung zum Traditionsfest „Leonicus“ im Oktober, an dem leider weder einer unserer Bürgermeister noch ich aus terminlichen Gründen teilnehmen konnte. Uns hat dann Luciano Bergamasco mit Ehefrau Agnes vertreten, die gerade auf einem Besuch in Italien waren. Ich habe bei dieser Gelegenheit auch noch einige Adressen in und um Lonigo aufgesucht, die als Quartiergeber oder als Standbetreiber bei unseren Festen in Abensberg vertreten sind.
Über das Jahr gesehen gibt es zahlreiche Kontakte mit Lonigo. So sind wir seit dem Jahr 2000 regelmäßig bei jeder Fiera, ein Traditionsfest vergleichbar mit dem Gillamoos, in Lonigo vertreten und haben dort unser eigenes Festzelt, das seit einigen Jahren abwechselnd von den Stopslern (in diesem Jahr) und den Aventinus Buam (im kommenden Jahr) bewirtschaftet wird. Diesen beiden Vereinen danke ich ausdrücklich für ihren großen Einsatz. Seit drei Jahren leite ich jährlich eine Fahrt der Volkshochschule nach Lonigo. Zahlreiche Vereine fahren teils regelmäßig nach Lonigo, angefangen von der Siedlervereinigung Abensberg, die Liedertafel, der Frauenbund Sandharlanden, der VdK fährt im kommenden Jahr zum dritten Mal, die Theatergemeinde Abensberg/Neustadt fährt alle zwei Jahre und die Eigenheimervereinigung Offenstetten ebenfalls alle zwei Jahre. Auch die Babo Radler strampelten schon gen Süden, ebenso einige Einzelkämpfer. Wir hatten Fußballtreffen im Nachwuchsbereich und seit zwei Jahren trainiert unser Speedway-Nachwuchs auf der Bahn in Lonigo. Mittlerweile fahren auch viele Abensberger privat nach Lonigo, ich habe immer wieder Anfragen wegen Zimmerbestellungen oder Besuchsprogrammen. Gegenbesuche gibt es hauptsächlich zum Bürgerfest, zum Gillamoos und zum Niklasmarkt. Wir hatten auch schon Praktikanten der Hotelfachschule von Lonigo, die wir in Hotels in Bad Gögging unterbringen konnten. Ebenso gab und gibt es Ferienaufenthalte von Schülerinnen und Schülern, die dann bei uns noch im Juli die Schule besuchen können. Natürlich kommen auch  Privatbesuche immer wieder vor. Im Übrigen habe ich vor einigen Monaten im Rahmen der Reihe „Wie’s früher war“ im Herzogskasten einen Lichtbildervortrag über die Geschichte und Entwicklung unserer Städtepartnerschaften gehalten.
In diesem Zusammenhang bedanke ich mich ganz herzlich bei Melanie Schmid, die in Angelegenheiten der Partnerschaften eine äußerst versierte und engagierte Mitarbeiterin ist. Ein besonderer Dank geht auch an Luciano Bergamasco und seine Frau Agnes. Luciano ist einer der Mitbegründer der Partnerschaft mit Lonigo und an der Weiterentwicklung der Beziehung sehr interessiert. Er ist stets hilfsbereit und investiert nicht nur viel Zeit sondern auch viel Geld, denn für die vielen Telefonate oder Übersetzungshilfen hat er noch nie auch nur einen Euro verlangt.


Freundschaft mit Saint Gilles
Zum Abschluss gestatten Sie mir noch einige Anmerkungen zu Saint Gilles. Zu Saint Gilles haben wir seit 2013 engeren Kontakt. Das war das Jahr des 700jährigen Gillamoos-Jubiläums. Wie vielleicht nicht alle wissen, ist Saint Gilles, der hl. Ägidius, unser hl. Gilg, der Patron unseres Festes St. Gilg am Moos, Gillamoos. Er liegt in der Krypta der Kathedrale von Saint Gilles in der Provence begraben. Unser umtriebiger Kollege Martin Neumeyer, Vorsitzender des Krippen- und Kapellenvereins St. Ägidius, hatte damals die Idee, das Licht vom Grab des hl. Ägidius zum Jubiläum nach Abensberg zu holen. Gesagt, getan: eine kleine Delegation des Krippen- und Kapellenvereins St. Ägidius fuhr im August 2013 mit einem Kleinbus in die Provence, eine Weltreise, und brachte das Licht in die Gillamoos-Kapelle. Daraus wurde eine überaus herzliche Freundschaft. Die Franzosen kamen zum Niklasmarkt 2014 mit einer stattlichen Abordnung, an der Spitze die stellv. Bürgermeisterin Berthe Perez. Wir haben ihnen ein schönes Programm geboten. Es folgte die Einladung zum Nationalfeiertag in diesem Jahr, wer die Franzosen kennt, eine große Ehre. Wir reisten mit einer kleinen Delegation, organisiert vom Krippen- und Kapellenverein: MdL Martin Neumeyer, 2. Bürgermeister Dr. Bernhard Resch und ich, in Begleitung unserer tüchtigen Dolmetscherin Claudine Klein und einigen weiteren Abensbergerinnen und Abensbergern, auch hier auf eigene Kosten. Der Empfang und der Aufenthalt waren überwältigend. Der neue Bürgermeister Eddy Valadier erwies sich als sehr aufgeschlossen und herzlich.

Und spontan kam eine Delegation mit Bürgermeister Valadier und Berthe Perez zum Gillamoos. Hier hatten wir für sie, zum Teil auch mit den italienischen Partnern, ein umfangreiches Programm zusammengestellt.  Der Kontakt mit den Italienern von Seiten der Franzosen verlief völlig problemlos, Saint Gilles hat schon eine Partnerschaft mit einer Stadt in der Toskana. Von Seiten der Franzosen wird nun eine Partnerschaft gewünscht. Ich sehe hier gute Ansätze. Darüber wird nachzudenken sein. Im Mai 2016 werde ich für die Volkshochschule eine einwöchige Kulturreise in die Provence durchführen, ein offizieller Besuch in Saint Gilles ist eingeplant. Die Fahrt war innerhalb kurzer Zeit ausgebucht, über 20 Personen stehen auf der Warteliste. In diesem Zusammenhang möchte ich mich noch ganz herzlich bei der Leiterin unserer VHS, Brigitte Schaller, bedanken, die für die Fahrten in unsere Partnerstädte nicht nur immer ein offenes Ohr hatte, sondern mich eigentlich dazu animiert hat, in dieser Richtung tätig zu werden. (Anm. d. Red.: Brigitte Schaller ist zum Jahresende 2015 in den Ruhestand getreten. Die neue Leiterin der vhs Abensberg ist Katrin Koller-Ferch.)

Ich bin nun am Ende meiner Ausführungen angelangt. Es war vielleicht ein bisschen viel, aber es ist ja schon einige Jahre nicht mehr berichtet worden und außerdem scheint es ja doch von Interesse zu sein. (...)" - Peter Hübl, Beauftragter für Städtepartnerschaften.



Veröffentlicht von Ingo Knott , 29.01.2016
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