Geschichte und Geschichten

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Geschichte und Geschichten

Zehn Jahre Szenische Stadtführungen in Abensberg.

 

Im Napoleon-Jubiläums-Jahr 2009 fing alles an - und das Thema der ersten Szenischen Stadtführung war, wie sollte es anders sein, Napoleon und sein Aufenthalt vor den Toren Abensbergs. Seitdem produzieren der Museumsleiter Dr. Tobias Hammerl und die Schauspieler des Theatrum Urbis Abensberg jährlich eine neue Auf-Führung. Im nun zehnten Jahr feiern die Szenischen Stadtführungen mit einer Auswahl ihrer bisherigen Führungen, eine Art Best of der bisher gegebenen lebendigen Geschichts-Lehrstunden.
 
Bei den szenischen Stadtführungen hangeln sich die Akteure durch sämtliche Epochen und Themen der Abensberger Stadtgeschichte: So verfolgen einige Führungen zum Beispiel den Lebenswandel der berühmten Söhne der Stadt Joseph von Hazzi und Johann Turmair, besser bekannt als Aventinus. Dabei wandeln die Gäste auf deren persönlichen Lebenswegen und treffen dort auf Familie, Freunde und Wegbegleiter der beiden - die auch gerne mal aus dem Nähkästchen plaudern. Doch auch themenorientierte Führungen haben das Stadtmuseum und die Schauspieler im Angebot. So geht es bei „Blutacker und Köpfstatt“ -ganz wie es der Name vermuten lässt- um die Gerichtsbarkeit im frühen Abensberg in all ihren grausamen und mitunter furchterregenden Facetten. Friedlicher, fast schon besinnlich geht es da bei der Märchen-Führung zu, die vor allem in der weihnachtlich beleuchteten Altstadt Abensbergs einen ganz besonderen Zauber versprüht und ursprünglich auch aus diesem Zusammenhang heraus entstand.
 
Spannende Wissensvermittlung
So findet sich in jedem Jahr ein Anlass oder einfach eine Idee für eine Führung. Dann heißt es Charaktere kreieren, Monologe und Dialoge schreiben sowie die historischen Begebenheiten recherchieren. Dann kommen die Schauspieler hinzu, die diese Worte durch ihren persönlichen Einsatz kunstvoll mit Leben füllen. Diese Mischung aus Wissensvermittlung und Theater ist es, die die Szenischen Stadtführungen zum festen Bestandteil der städtischen Kulturreihen „Abensberger Novembernebel“ und der „Frühlingsgefühle“ haben werden lassen. Und so heißt es auch in den nächsten Wochen wieder: Auf geht‘s in die städtische Vergangenheit. Diese Termine stehen an: 10. November: Hopfen und Malz; 11. November: Blutacker und Köpfstatt; 17. November: 1908 Napoleon und Abensberg; 18. November: Von Butterhexen, Druden und dem Roten Peter. Start ist um 19 Uhr, Treffpunkt ist der Herzogskasten in der Dollingerstraße. Von da geht’s los, die Theatertruppe nimmt die Besucherinnen und Besucher mit auf eine Reise in Abensbergs Vergangenheit.

Hier sind alle Informationen zum aktuellen Novembernebel-Programm und zu den Szenischen Stadtführungen.
 
Nachtquartier für die Magd
Und diese Reise ist zuweilen so anschaulich vermittelt, dass „ein Passant den Notarzt rufen wollte“, wie sich Anna-Maria Tuscher-Sauer erinnert. Sie ist seit Beginn dabei und kann aus dem Theater-Nähkästchen plaudern. Und da gibt es – wir befinden uns ja auf der Straße, also im ungeschützten Raum, fernab der Bretter, die die Welt bedeuten – einiges. Tuscher-Sauer erinnert sich noch gut an den Passanten, der den Notarzt rufen wollte – er war zufällig Zeuge einer Szene in der Blutacker und Kopfstätt-Führung, als die Nachtwächtersfrau einen (fiktiven) Schlag auf den Kopf erhielt. Oder die Magd, die – im Rahmen der Märchenführung – mit einer Rose in der Hand auf einer Bank verweilte und ein Nachtquartier angeboten bekam. Gerade bei der Napoleons-Auf-Führung war es mehrfach die blutbeschmierte Baderdirn, die Mitleid erweckte (ein Besucher aus St. Gilles weinte bitterlich – verstand aber kein Wort Deutsch) und immer wieder Hilfe angeboten bekommen hat – von Passanten.
 
Mit vollem Einsatz dabei
Dieser Realismus kommt nicht von ungefähr – die Schauspieler sind mit vollem Einsatz dabei, ihr Spiel vermittelt geballtes Wissen zu einem Thema, spannend aufbereitet, historisch korrekt. Viele Fragen werden während der „Auf-Führungen“ gestellt – das zeigt ihr, dass der Nerv des Publikums getroffen wird. „Und weil die Schauspieler so authentisch sind“, lacht sie. Wenn das Zehnjährige gefeiert und gespielt ist, kommt der Weihnachtstrubel, die Märchenstadt Abensberg – auch da ist das Theatrum Urbis im Einsatz. Und für nächstes Jahr steht ein neues Thema an: „Wilde Zwanziger und Weltwirtschaftskrise“. Jede Wette – das wird ein Straßen-Feger.
 


Das Foto stammt aus der Napoleonsführung; die Schauspieler von links: Der Veteran ist Thomas „Dam“ Seeber, die Baderdirn ist Agnes Englerth und die Bürgersfrau ist Anna-Maria Tuscher-Sauer, die bei der ersten Führung, der Napoleonsführung, noch als Schauspielerin dabei war. Sie ist heute Erzählerin bei den Szenischen Stadtführungen und kümmert sich hinter den Kulissen gemeinsam mit dem Museumsteam um organisatorische Arbeiten, um Absprachen, Kostümbeschaffungen und vieles mehr. Links im Bild Museumsleiter Dr. Tobias Hammerl. Foto: Marlene Dijong

 



Veröffentlicht von Ingo Knott , 06.11.2018
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